Warum Sichtbarkeit im Business so viel mehr beinhaltet als Positionierung und Marketing

Egal ob du gerade vor deiner Gründung stehst, schon länger selbständig bist oder den Übergang von Offline- zu Onlinebusiness wagen willst: Du brauchst Sichtbarkeit für dich, deine Marke oder deine Produkte. Und wenn es um das Thema Sichtbarkeit und Marketing geht, hast du vermutlich sofort folgende Begriffe im Kopf: Flyer, Webseite, Logo und Social Media. So weit so richtig. Allerdings beschreiben diese Begriffe nur einen Teilaspekt. Um authentisches und erfolgreiches Marketing zu betreiben, brauchst du keine Insellösungen, sondern einen Gesamtüberblick über das ganze System. Häufig scheitert erfolgreiche Positionierung schon daran, dass eben dieser fehlt und Marketing zum Frustobjekt avanciert.

Inhaltsverzeichnis

Warum einzelne Marketingaktionen nicht zwingend ein Ganzes ergeben

Als ich 2001 eine unfassbar teure Weiterbildung begann war das Ziel, „Grafik-/Webdesign & DTP-Spezialistin“ zu werden. (So stehts auf der Urkunde).

Was ich dort gelernt habe, war folgendes:

  • Die Bedienung von Photoshop und (damals noch) QuarkXPress und InDesign (man wusste ja nicht, welche Software sich damals durchsetzen würde)
  • Die Bedienung von Dreamweaver (zum „bauen“ von Webseiten)
  • Die Bedienung von 3D-Max, einem Animationsprogramm
  • Die Bedienung von Word, Excel und Powerpoint (Das ist kein! Witz)

Was ich nicht gelernt habe:

Was man wirklich wissen muss, um eine Webseite (das „Ganze“) zu erstellen. Wie ich Text und Grafik webfähig zusammenbringen kann. Welche Hosting Anbieter ich nehmen soll und auf was ich achten muss bei der Paketwahl. Wie ich die Daten, die ich auf meinem Rechner zusammengepfriemelt habe, auf den Webserver bekomme. Wie ich Datenbanken einrichte und dem Konstrukt eine Domain zuweise. Oder woher ich eine Domain überhaupt herbekomme. Oder wie ich aus der tollen Layout- und Satzdatei an meinem Computer ein druckfähiges PDF für die Druckerei herstellen muss, damit eine schöne Broschüre daraus wird.

Faktisch habe ich also ein Jahr lang gelernt, wie man Programme bedient. Einzelteile.

Ich bin seit langer Zeit die Einzige der damaligen Klasse, die noch in der Branche ist, obwohl wir viele kreative Talente hatten.

Hätte ich nicht parallel zur Ausbildung in einer Agentur gearbeitet und dort die Zusammenhänge erlernen und verstehen können, wäre das eine unfassbar teure und unfassbar nutzlose Ausbildung gewesen.

Anstatt mir also beizubringen, ein Projekt von Anfang bis Ende konsequent durchzuplanen, die Zusammenhänge zu verstehen und es dann umzusetzen, habe ich einzelne Tätigkeiten gelernt, die sich aber nicht zu einem Ganzen zusammenfüge ließen – ohne zusätzliches Know-How von Dritten.

Im Marketing ist das oft ganz genauso. Ein Flyer, drei Posts auf Facebook und ein LinkedIn-Konto machen noch keine Sichtbarkeit, wenn sie nicht aufeinander abgestimmt sind.

Warum du dennoch immer wieder an Einzelteilen hängen bleibst

Jemand sagt dir, dass du unbedingt Newsletter Marketing betreiben musst. „Das Geld liegt in der Liste“. Also kaufst du einen Onlinekurs, der dir z.B. zeigt, wie du deinen Newsletter angehst.

Du lernst, welche Software du nehmen solltest. Du bekommst Vorlagen, wie du deine Kontakte importierst, erste Schritte machst und eine Automation erstellst. (Mit Vorlage zum einfachen Import natürlich). Klar, eine Anleitung, wie du eine Begrüßungssequenz erstellst (als Kopiervorlage, nur noch dein Produkt einsetzen!) ist auch dabei.

Wie du das dann mit deinem Marketing verknüpfst, die Produkte einrichtest und kaufbar machst, die du laut der kopierten Begrüßungssequenz zur Verfügung stellst, oder die Tags vergibst, um das zu monitoren oder gar den Newsletter auf deiner Seite ankündigst und die Verbindung zum System herstellst oder wie du das mit der ganzen Technik drumherum auf die Kette bekommst,… Pffff… dein Problem.

Ja, ich übertreibe natürlich (ein kleines bisschen) und nicht alle Onlinekurse sind schlecht.

Warum du unbedingt einen Überblick brauchst, bevor du an Inseln wurstelst

Ich denke, du siehst den Punkt: Newsletter Marketing ist nicht DIE Lösung. Es ist – wenn auch eine wichtige – lediglich eine (Insel-)Lösung. Social Media ist eine Insel. Jepp, auch deine Webseite oder dein Flyer sind Inseln.

Stell dir vor, du stehst am Ufer eines sehr breiten Flusses und dein Kunde steht auf der anderen Seite. Überall auf dem Fluss schwimmen lustig verteilt deine Inseln.

Oh, du hast gelesen, TikTok ist wichtig, zack, noch eine Insel.

Leider ist dein Kunde vor lauter Inseln etwas verwirrt und weiß gar nicht so recht, was du von ihm willst oder was er zuerst tun soll, um zu dir zu kommen.

Vielleicht weißt auch du nicht so ganz genau, was du mit all diesen Inseln tun sollst und gibst irgendwann frustriert auf. Ein bisschen Facebook, eine schicke Webseite, ein halbherziger Newsletter und ach, die restlichen 5.000 Flyer liegen auch noch irgendwo in der Schublade. Bringt doch eh nix.

Herzlich willkommen beim Hauptproblem vieler Selbständiger:

Der Arbeit an zahllosen Insellösungen, statt an einem Gesamtkonzept.

Was braucht Sichtbarkeit denn überhaupt?

Der Marketingexperte wird dir sagen, dass du eine Marketingstrategie brauchst und dann eben gezielt diese abarbeitest. Meist ist damit die Definition deines Angebotes, deiner Zielgruppe und deren Bedürfnisse und die Erfüllung durch dich gemeint. Und wie du das eben an den Mann oder die Frau bekommst.

Nach 20 Jahren Erfahrung in (m)einer Werbeagentur und Sichtbarmachung zahlreicher Kunden mit unterschiedlichsten Branchen, Themen und Anforderungen empfinde ich das als etwas kurz gegriffen. Positionierung und Marketing sind ein wichtiger Teil bei der Sichtbarkeit für dein Business. Um diese Sichtbarkeit tragfähig zu machen, dich authentisch und vor allem mutig auf dem Markt zu zeigen und erfolgreich Kunden zu gewinnen, braucht es nach meiner Erfahrung drei Bereiche:

Deine Haltung: Was willst du eigentlich und traust du dich das?

Bevor du dich an die Entwicklung deiner Produkte und deren Vermarktung machst, ist es wichtig, dass du weißt, was dich ausmacht und was du gerne möchtest. Bist du dir im Klaren darüber, was dich von Mitbewerbern unterscheidet? Wie du arbeiten willst und was du außer deinen fachlichen Qualitäten noch mitbringst?

Es geht um deine Identität und was dich authentisch macht, deine Werte. Alles, was es braucht, um überhaupt eine Positionierung oder eine Nische und Angebote erarbeiten zu können. Häufig wird dieser Faktor völlig unterschätzt und die reine Fachlichkeit als Basis angesetzt.

Aber gerade dieser Teil der Arbeit befähigt dich, ein wirklich einzigartiges Angebot für deine Kunden überhaupt zusammenzustellen.

Dein Thema: Was bietest du an?

Mit was gehst du raus? Was ist deine fachliche Expertise, mit der du eine Transformation für deine Kunden erreichen willst? Wem willst du helfen und warum willst du eigentlich helfen?

Das ist der klassische Bereich von Positionierung. Hier geht es um die Ausarbeitung deiner Produkte und Angebote, der konkreten Umsetzung und der Definition deiner Zielgruppe.

Also das, was dein eigentliches Wirken am Kunden sein soll.

Die Arbeit im Hintergrund

Gerne wird auch die gesamte Arbeit im Hintergrund unterschätzt. Zu deinem Business gehört ja nicht nur, dich im Außen zu vermarkten, auch die Technik muss funktionieren. Hier geht es darum, dein Vorhaben wie ein Projekt zu strukturieren. Zu prüfen, wie du alles, was du zu tun hast, im Alltag zusammenfassen und ermöglichen kannst.

Hier reden wir über einen Haufen Technik, Software, Abläufe, Anbindungen und notwendige Tools. Wie verbindest du eben den Newsletter mit der Software, die das Produkt, das du dort verkaufst, ausliefert? Wie funktioniert dein Terminbuchungskalender, der die Zahlung einfordert und parallel die Zoom-Einladung an den Kunden anlegt und verschickt? Was genau brauchst du denn überhaupt, damit du vernünftig mit deinen Kunden arbeiten kannst?

Auch das gesamte Thema Außenwirkung spielt hier mit hinein. Wer macht deine Webseite, wie sieht dein Logo aus, brauchst du eine Corporate Identity (und was ist das überhaupt???)

Sichtbarkeit als Gesamtpaket oder holistisches Marketing

Eigentlich willst du doch nur dein Thema in die Welt bzw. zu deinen Kunden bringen, ohne den ganzen Kram drumherum, stimmts?

Ohne ein Grundverständnis für die Abläufe und Bereich, die dazu notwendig sind, ist das eine echte Herausforderung. Dein Job ist es also, zunächst einmal zu definieren, welche Inseln du eigentlich brauchst und sie dann sinnvoll miteinander zu verbinden. Auch wenn sich das erstmal nach viel anhört, empfinden die meisten meiner Kunden diese Aufgabe als entlastend, weil sie eben einen Überblick und vor allem die Wahl haben, was sie alles tun wollen und können – statt zu müssen!

Sichtbarkeit im Business bedeutet nicht nur, dass dein Kunde dich finden sollte. Es muss auch für dich machbar, stemmbar sein. Für jedes einzelne Thema gibt es an sich einen Deep Dive. Und nicht jeder braucht alles oder weiß an manchen Stellen schon mehr. Aber sicher ist:

Nur wenn du alle drei Komponenten zusammenfügst, findest du deinen goldenen Faden, um auch wirklich sichtbar zu werden.

Dranbleiben ist eine Kunst

Ein weiterer, nicht ganz zu vernachlässigender Punkt ist dann das Thema „Dranbleiben“. Wer unterstützt dich nach dem gekauften Kurs oder wenn du irgendwo hängst und nicht weiter weißt? Sichtbarkeit ist ein Marathon – kein Sprint. Eine Business-Lebensaufgabe möchte ich sagen. Es ist nicht schwer, sich in etwas einzuarbeiten oder sich für ein Thema zu begeistern. Meist verliert sich die Lust jedoch auf der Strecke.

Es ist also wichtig, dass du erfahrene Menschen um dich hast, die dich motivieren oder dir Impulse oder Tipps geben. Die dir Zusammenhänge aufzeigen, die du aus deiner Sicht vielleicht nicht erkennen kannst. Die dir das „große Ganze“ aus der Vogelperspektive zeigen und mit dir diesen Brocken in kleine Teile zerlegen, damit es machbar für dich wird.

Wie sind deine Erfahrungen damit? Kennst du das Problem zu hängen oder nach einem Onlinekurs nicht weiterzukommen? Und was würdest du dir wünschen für das gesamte Thema Sichtbarkeit?

Schreib mir gerne in die Kommentare!